Auf in den Norden mit Ski im Gepäck

Skitourenwoche Lyngen Alps 11 – 18. März 2022

Es ist mitte März der Schnee in Österreich wird langsam weniger für uns kommt jetzt der Höhepunkt der Saison – die Skitourenwoche in den norwegischen Lyngen. 

Zu siebt (Felix, Timo, Bene, Evi, Johnny, Sebi, Michi) machen wir uns von Linz auf den Weg nach Tromsø. Dank der tollen Arbeit des Ruefa Reisebüros am Linzer Hauptplatz ist alles Tip Top organisiert. Sogar Skigepäck und Airbagrucksäcke sind bei der Fluglinie vorangemeldet. Ja das braucht es tatsächlich! Die Securities am Wiener Flughafen sind gründlich und hätten uns ohne Voranmeldung nicht mit Airbagrucksäcken durchgelassen. Der Security ist erst zufrieden als dieser alle Rucksäcke gesichtet und auf Sprengstoff überprüft hat. Airbagrucksäcke gehören scheinbar noch nicht zum daily business am Wiener Flughafen.

 
In Tromsø angekommen empfängt uns Stefan am Flughafen. Es regnet, noch bleibt die Hoffnung das es weiter im Norden schneit. Nächster Stop: Supermarkt. Es gilt sämtliche Nahrungsmittel für unsere achtköpfige Truppe für die kommende Woche einzukaufen. In Teams schwärmen wir aus und durchkämmen den Supermarkt. Das Ergebnis sind vier volle Einkaufswagen und ein ebenso vollgestopftes Auto. Es regnet auf der gesamten zweistündigen Autofahrt nach Nord-Lenangen. Wir fahren zwar weiter nach Norden jedoch immer auf gleicher Höhe – unmittelbar neben dem Meer. Der Regen drückt etwas auf die Stimmung, die Hoffnung auf Powder ist verflogen. Ein langer erster Reisetag geht mit einem Chilli con Carne zu Ende.

Die Erleichterung am Morgen, es hat aufgehört zu regnen und ja, es ist noch ausreichend Schnee da 😉 Ein ausgiebiges Frühstück inklusive Koffeinschub und schon setzt sich unsere Gruppe emsig in Bewegung. Die Vorfreude auf die erste Tour ist groß.  Am Gipfel des Stetinden (918 m) angekommen blinzelt die Sonne durch und wir haben einen wunderbar mystischen Blick auf die Berglandschaft und den Ullsfjord unter uns. Ja die Lyngen sind definitiv eine Reise wert, da sind wir uns jetzt schon einig! Die Abfahrt durch das südseitige Couloir ist steil. Ab der Mitte ist der Schnee durchnässt und wir sinken ganz schön ein. Eine schöne Linie, die aus der Ferne betrachtet noch viel imposanter wirkt.  Mit der Sonne im Gesicht und der ersten Abfahrt in der Tasche ist von der Zurückhaltung des Vorabends nichts mehr zu spüren. Wir steigen auf den Veidalsfjellet auf und fahren das SW-seitige Couloir ab. Mit 1.500 hm haben wir ganz schön vorgelegt am ersten Tag. Auf die Skitour folgt der Saunagang und das Abendessen. Um ca 22:30 erhellt sich der Himmel über uns und die Nordlichter tanzen als atemberaubender grüner Schimmer über uns hinweg. Ein Naturschauspiel, welches uns alle ins Staunen versetzt.

Frühstück – Skitour – Sauna – Abendessen – Schlafen → repeat 

Wir finden rasch unseren Urlaubs Rhythmus

Tag zwei bringt beständiges, teils sonniges Wetter. Wir starten direkt von der Hütte aus auf unseren Hausberg – den Storegalten (1.219 m). Die letzten 400 hm zum Gipfel sind steil, die Oberfläche ist stark verharscht bzw. vereist – kein weiterkommen ohne Harscheisen. Der Wind bläst uns kräftig ins Gesicht und es ist richtig ungemütlich. Was erwartet uns da bloß für eine Abfahrt? Die Aufstiegsspur runter ist definitiv nicht lustig und bestimmt nicht lohnend. Mit Stefan als Guide löst sich die Situation in Wohlgefallen auf. Wir fahren ostseitig, bei bestem griffigen Schnee, auf den Gamvikblåsen Gletscher ab. Die ersten 250 hm Abfahrt sind so gut, dass wir gleich nochmals aufsteigen! Auch der restliche Teil der Abfahrt bis hin zum Fjord ist im besten Skigelände und ein wahrer Genuss. Mit kindlicher Freude schmeißen die Jungs Steine in den Fjord – wer kann das Eis brechen? Die Miesmuscheln auf den Steinen wecken den Sammeltrieb und werden für das Abendessen eingepackt. 

An Tag 3 dürfen unsere Füße etwas “ruhen”, Stefan hat die kürzere, landschaftlich sehr reizvolle Tour auf den Russelvfjellet ausgewählt. Das Meer begleitet uns an drei Seiten und die Aussicht ist traumhaft.

Unsere Gastgeberin Susan klopft bei uns: “If you are  interested in wildlife there is a moose outside.” Ja klar! Binnen Minuten sind wir alle in unseren Schuhen und beobachten den Elch samt Nachwuchs. 

Für den Skitourenklassiker – den Sofiatinden – nehmen wir am Tag 4 eine längere Autofahrt (ca. 1 Stunde) auf uns. Am Parkplatz angekommen ist hier sogar einiges los. Ganz ungewohnt für uns, bisher waren wir fast immer alleine am Berg. Es ist viel zu warm für die Jahreszeit, wir haben deutliche Plusgrade, es erinnert mehr an Frühling als an tiefen Winter. Die Sonne lehnt sich in den ersten Hang des Aufstieges und der Schweiß tropft von der Stirn. Fühlt sich beinahe an wie am vorabend in der Sauna nur ohne Aufguss. Am Plateau frischt der Wind auf – sehr angenehm! Die letzten 400 hm zum Gipfel sind feinstes Spitzkehrengelände, gut wenn die Technik sitzt. Im Zickzack und die letzten Höhenmeter stapfend erklimmen wir den Gipfel des Sofiatinden (1.225 m). Die Sonne hat sich in der zwischenzeit auch alle Mühe gegeben und hat die harte Kruste erfolgreich besiegt. In perfektem Firn gleiten wir dem Meer entgegen. 

Am Heimweg wartet das nächste Highlight: eine Gruppe Nise Wale tümmelt sich im Fjord und lässt sich unbeeindruckt von uns beobachten. Der Rest des Tages folgt dem gewohnten Ablauf – auf die Sauna folgt das Abendessen. Wer viel unterwegs ist will gut und vorallem viel essen. Auch heute wird richtig aufgekocht es gibt Finnbiff, Eintopf mit Rentierfleisch. 

Vier Tage am Stück auf Skitour geht nicht unbemerkt an unseren Füßen vorbei und so bleiben wir von Blasen nicht verschont. Normalerweise wird der Schuh angepasst damit keine Blasen entstehen – in diesem Fall wird der Schuh an die Blase angepasst. 

Die Rucksäcke wiegen schwerer als noch Tags zuvor – die Hochtourenausrüstung ist dazugekommen. So richtig hoch hinaus (zumindest für europäische Verhältnisse) kommen wir bei unserem Tagesziel den Tafeltinden (1.375 m) nicht. Dafür startet der Gletscher ungewöhnlich früh auf ca. 700 m Seehöhe. Die Tour kann als die Rumplerrunde der Lyngen beschrieben werden. Der Himmel ist blitzblau und wir starten mit rund 6 km flach in den Talkessel hinein. Im schattigen Kessel angekommen steilt das Gelände auf, die ersten Gletscherabbrüche zeigen sich und die Harscheisen sind für die folgenden 600 hm unsere besten Freunde. Wenn es steil und eisig ist, ist meist der Wind nicht weit – ganz schön ungemütlich. Die Strapazen sind schnell vergessen bei einem Blick auf die atemberaubende Bergkulisse und den Fjord im Hintergrund. Am flachen Gletscher Plateau angekommen gönnen wir uns eine Stärkung und saugen die wärmenden Strahlen der Sonne auf. Weiter Richtung Gipfel geht es recht flach mit zwei kurzen steilen Aufschwüngen. Die Aussicht ist wie immer ein Traum, wir können uns gar nicht sattsehen an dieser Kulisse – weiße Gipfel blaues Meer und eine scheinbar endlose Weite.

Eines ist uns jedoch auch klar – den gleichen Weg wieder runter wollen wir nicht. Steil und heute zu eisig. Tja das Auto steht aber nun mal auf dieser Seite und ein Taxi für 8 Personen ist so kurzfristig keines aufzutreiben.  Immerhin trennen den Endpunkt der Tour Koppangen und der Parkplatz auf dem unserer Auto eine Fahrzeit von 1 h 30 min. Wir entscheiden die Gruppe zu teilen. Felix fährt zurück Richtung Auto und der Rest der Gruppe nimmt die flachere Abfahrtsvariante nach Koppangen und quert somit die gesamte Landzunge – crossing Lyngen. Die Abfahrt ist hart und eisig, dafür endet diese direkt am Meer. Wir stehen etwas ratlos herum und suchen einen warmen Unterschlupf in dem wir auf Taxi-Felix warten können. Eine sehr freundliche deutsche Dame mit einem kleinen Lieferwagen hat wohl unsere Situation erkannt und spricht uns an. Lieferwagentür auf, Ski und einen teil der Gruppe rein und schon haben wir ein Taxi nach Lyngseidet der nächsten “größeren” Stadt. Ein großes DANKE fürs mitnehmen! So gut hätten wir es gar nicht planen können, wir kommen gleichzeitig mit Felix in Lyngseidet an. Ski umladen, Erfrischungsgetränke für die Fahrt einkaufen und weiter gehts. Im dunkeln kommen wir bei der Unterkunft an. Diesmal tauschen wir die Reihenfolge: Abendessen vor Sauna. 

Der Himmel ist bedeckt, die Füße sind müde wir gehen es gemütlich an. Ausschlafen, ausgiebig Frühstücken und etwas herumblödeln. Von der Unterkunft aus starten wir auf den Rundfjellet. Da es auch in der Nacht bedeckt war ist der Schnee schön griffig und es sind tolle bedingungen für steile Abfahrten. Definitiv besser als erwartet. Es lockt uns ein kleines, steiles Couloir runter vom Rundfjellnassen. Wir teilen uns auf Felix, Bene und Michi fahren das Couloir und genießen 200 Tiefenmeter in besten, griffigen Firn. Sebi, Timo und Evi gehen weiter zum Gipfel des Rundfjellet. Als Gruppe treffen wir uns am Gipfel des Rundfjellet und fahren ab in Richtung Sør-Lenangen. Trotz teils wenig Schnee finden wir südseitig ein durchgehendes Couloir. Wir genießen die letzten Schwünge mit Blick auf den Fjord. Zurück in der Unterkunft gibt es eine kleine Geburtstagssause für Timo. Stefan und Johnny haben einen wunderbaren Kuchen gezaubert, während der Rest der Gruppe auf Tour war. Zu Abend essen wir besten norwegischen Halibut – der frische Fisch wird uns fehlen! Leider ist es nun an der Zeit unsere Sachen zu packen. Morgen geht der Flug zurück in die Heimat. Die Wettervorhersage ist schlecht für die Lyngen Regen und Sturm, da fällt es etwas leichter diese schöne Tourenregion zu verlassen. Liebe Lyngen ich hoffen wir sehen uns wieder. 

Zurück in Österreich tauschen wir Ski gegen Bikeausrüstung – der Hornissentrail am Pfenningberg wird eröffnet. Trotz des schönen Frühlingswetters zuhause hoffen wir, dass die Skisaison noch nicht ganz zu Ende ist.

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